Temperatur ist eine der wichtigsten Steuergrößen im Indoor-Anbau von Cannabis. Sie beeinflusst nahezu alle physiologischen Prozesse: vom Keimen über das vegetative Wachstum bis zur Blüte. In diesem Artikel zeigen wir, wie Temperatur konkret auf Photosynthese, Atmung und Enzymaktivität wirkt, welche Temperaturbereiche optimal sind und was es mit der Tag-Nacht-Differenz (DIF) auf sich hat.
🌱 Temperaturwirkung auf pflanzliche Prozesse
1. Photosynthese
Temperatur beeinflusst direkt die Effizienz der Lichtverwertung.
Optimaltemperaturen für Cannabis liegen zwischen 24–28°C.
Über 30°C: Rubisco-Enzymaktivität sinkt, Sauerstoffbindung steigt → Photorespiration statt Photosynthese.
Unter 18°C: Chloroplasten reagieren träge, Licht wird schlechter umgesetzt.
2. Zellatmung
Atmung ist temperaturabhängig – je höher die Temperatur, desto höher der Energieverbrauch.
Bei Überhitzung verbraucht die Pflanze mehr Zucker, als durch Photosynthese nachgebildet wird → Wachstumsdepression.
3. Enzymaktivität
Viele Enzyme in der Pflanzenphysiologie (z. B. für Hormonbiosynthese, Zellstreckung) arbeiten optimal zwischen 20 und 28°C.
Über 34°C: Denaturierung droht, besonders bei sensiblen Wachstumsenzymen.
🌿 Optimale Temperaturbereiche nach Entwicklungsphase
Phase -> Tagestemperatur -> Nachttemperatur
Keimung -> 22–25°C -> 20‒22°C
Vegetativ -> 24–28°C -> 20–24°C
Blüte (früh) -> 24–26° -> C18–22°C
Blüte (spät) -> 22–25°C -> 17–21°C
Hinweis: Die Temperatur sollte immer im Zusammenhang mit Luftfeuchtigkeit und VPD gesehen werden (siehe entsprechender Artikel).
🌇 Tag-Nacht-Differenz (DIF) – mehr als nur Tagesrhythmus
DIF beschreibt die Differenz zwischen Tages- und Nachttemperatur:
Positiver DIF (Tag > Nacht): fördert Streckungswachstum.
Negativer DIF (Tag < Nacht): hemmt Streckung, Pflanzen bleiben kompakter.
Studien zeigen:
Eine moderate Differenz von 3–6°C ist für Cannabis ideal.
Extreme Unterschiede (>10°C) führen zu Stressreaktionen, verlangsamtem Stoffwechsel, evtl. Blühestopp.
Praxistipp: In späten Blütephasen kann ein leicht negativer DIF (z. B. 23°C Tag / 20°C Nacht) die Blütenbildung sowie die Harzproduktion unterstützen.
Temperatur ist der Taktgeber der Pflanzenentwicklung.
Ein bewusst gesteuertes Temperaturmanagement sorgt für:
- effiziente Photosynthese und Energiehaushalt
- kontrolliertes Streckungs- vs. Blütenwachstum
- optimale Enzymfunktion und Stoffwechsel
Wer Temperatur mit anderen Klimafaktoren wie VPD, CO₂ und Luftfeuchtigkeit kombiniert, schafft die perfekte Basis für gesunde Pflanzen